Stellen Sie sich vor, ein sehbehinderter Abonnent erhält Ihren Newsletter ohne den Inhalt verstehen zu können. Dies ist immer noch der Fall bei Tausenden von Kampagnen täglich. Heute ist Inklusivität sowohl ein ethisches als auch ein regulatorisches Gebot, und das E-Mail-Marketing bildet da keine Ausnahme. Zugängliche E-Mails erreichen nicht nur ein breiteres Publikum; sie zeugen von einem Engagement für eine faire Nutzererfahrung. Dieser Artikel präsentiert Ihnen konkrete Methoden, um das Erlebnis Ihrer Abonnenten zu maximieren, während Sie die aktuellen Zugänglichkeitsstandards einhalten.
Verständnis der Barrierefreiheit von E-Mails
Die Barrierefreiheit von E-Mails zielt darauf ab, sicherzustellen, dass alle Nutzer, einschließlich behinderter Personen, den angebotenen Inhalt empfangen, verstehen und mit ihm interagieren können. Dies erfordert die Optimierung von E-Mails für Sehbehinderte, Gehörlose, Personen mit kognitiven oder motorischen Beeinträchtigungen oder diejenigen, die Assistenztechnologien wie Bildschirmleser verwenden.
Einige wichtige Zahlen:
- 52% der französischen Unternehmen betrachten die erhöhte Kundenbindung als einen der Hauptvorteile der Barrierefreiheit. (Capterra, 2024)
- 60% der französischen Befragten glauben, dass sie Kunden aufgrund mangelnder Barrierefreiheit verloren haben. (Capterra, 2024)
- 71% der Kunden mit Barrierefreiheitsanforderungen werden eine Website verlassen, die sie schwer zu benutzen finden, und 82% sind bereit, mehr für ein konkurrierendes Produkt zu zahlen, wenn es eine bessere Nutzererfahrung bietet (The Purple Pound, 2023).
(Quelle: FEVAD)
Wer ist verantwortlich für die Barrierefreiheit von E-Mails?
Die Unternehmen und ihre Marketingteams: Sie sind die Hauptverantwortlichen für die Erstellung zugänglicher E-Mails. Sie müssen sicherstellen, dass die Sendungen den Barrierefreiheitsstandards entsprechen und für alle Nutzer geeignet sind. Dies umfasst das Management der Abonnentenlisten, das Design der E-Mails und die Inhaltserstellung.
Die Entwickler und Designer: Sie sind dafür zuständig, die E-Mails auf zugängliche Weise zu codieren, indem sie die Best Practices von HTML, CSS und Barrierefreiheitsstandards befolgen. Ihre Rolle ist entscheidend, um die technische Einhaltung der E-Mails sicherzustellen.
Die Regulierungsorganisationen und Gesetzgeber: Entitäten wie die Europäische Kommission oder die Internationale Organisation für Normung (ISO) definieren die Richtlinien für digitale Barrierefreiheit, zu denen auch E-Mails gehören.
In Bezug auf das Gesetz
In Frankreich ist dieser Ansatz nicht nur ethisch, sondern auch konform mit den Anforderungen der Norm EN 301 549, die für digitale Produkte und Dienstleistungen im Rahmen der europäischen Gesetzgebung zur digitalen Barrierefreiheit gilt.
Darüber hinaus verstärkt der European Accessibility Act (EAA), der im Juni 2025 in Kraft tritt, diese Verpflichtung, indem er die Barrierefreiheitsanforderungen auf viele digitale Dienste, einschließlich E-Mails, ausweitet. Unternehmen müssen daher eine inklusive und zugängliche Erfahrung für alle Nutzer gewährleisten, um rechtliche Risiken zu vermeiden und ihr soziales Engagement zu stärken.
Grundlegende Prinzipien des zugänglichen Codierens
1. Semantische Struktur des Inhalts
Die Verwendung geeigneter semantischer HTML-Elemente ist essentiell für eine klare Hierarchie des Inhalts. Dies ermöglicht Assistenztechnologien wie Bildschirmlesern, die Organisation und Wichtigkeit der verschiedenen Abschnitte einer E-Mail zu verstehen.
Zum Beispiel sollten die Tags <h1>, <h2>, <p>, <ul>, <ol>, und <a> korrekt verwendet werden, um den Text logisch und verständlich zu strukturieren.
Tipp: Stellen Sie sicher, dass jeder Abschnitt Ihrer E-Mail mithilfe von Titel-Tags wie <h1> oder <h2> klar definiert ist und platzieren Sie keine strukturellen Inhalte wie Absätze oder Listen in Titel-Tags.
2. Alternativer Text für Bilder
Jedes Bild sollte von einem beschreibenden Alt-Attribut begleitet werden. Dies ermöglicht den Nutzern, den visuellen Inhalt zu verstehen, auch wenn die Bilder deaktiviert sind oder wenn sie Bildschirmleser verwenden. Ein guter Alternativtext sollte informativ und relevant sein.
Tipp: Vermeiden Sie vage Beschreibungen wie „Bild“ oder „Foto“. Geben Sie an, was das Bild darstellt, zum Beispiel: „Frau benutzt ein Smartphone auf einem Schreibtisch“.
3. Farbkontrast
Ein ausreichender Kontrast zwischen dem Text und dem Hintergrund ist unerlässlich für Benutzer mit eingeschränkter Sicht oder Farbwahrnehmungsdefiziten. Die Mindestkontrastkriterien sollten gemäß den WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) eingehalten werden.
Tipp: Verwenden Sie Tools wie den Contrast Checker, um die Lesbarkeit Ihrer Farben zu testen und sicherzustellen, dass sie die erforderlichen Kontrastschwellen für einen gut lesbaren Text für alle Nutzer einhalten.
4. Zugänglichkeit von Links
Links sollten klar erkennbar sein und ihr Ziel explizit definiert sein. Dies ermöglicht es den Nutzern, insbesondere denen, die einen Bildschirmleser verwenden, zu verstehen, wohin diese Links führen.
Tipp: Verwenden Sie beschreibende Linktexte und vermeiden Sie vage Begriffe wie „hier klicken“. Bevorzugen Sie beispielsweise: „Entdecken Sie unsere neue E-Mail-Reinigungssoftware“.
5. Layout-Tabellen
Die Verwendung von Tabellen für das Layout sollte wenn möglich vermieden werden. Wenn sie notwendig sind, sollte das Attribut role=“presentation“ hinzugefügt werden, um anzuzeigen, dass sie zu Präsentationszwecken und nicht für strukturierte Daten verwendet werden.
Tipp: Wenn Sie unbedingt Tabellen für das Layout verwenden müssen, achten Sie darauf, die Attribute role=“presentation“ hinzuzufügen und stellen Sie sicher, dass ihre Struktur die Navigation der Benutzer nicht stört.
Erweiterte Techniken für ein zugängliches E-Mail-Coding
Verwendung von ARIA-Attributen
Die ARIA (Accessible Rich Internet Applications) Attribute sind leistungsstarke Werkzeuge zur Verbesserung der Zugänglichkeit interaktiver Elemente wie Schaltflächen oder Dropdown-Menüs. Das Attribut aria-label ist besonders nützlich, um eine zusätzliche Beschreibung für Elemente bereitzustellen, die keinen sichtbaren Text haben.
Zugänglichkeit im Dunkelmodus
Mit der Zunahme der Nutzung des Dunkelmodus ist es wichtig, E-Mails zu testen und anzupassen, um eine optimale Lesbarkeit in diesem Modus zu gewährleisten. Spezifische CSS-Abfragen können verwendet werden, um die Farben und Bilder gemäß den Vorlieben des Nutzers anzupassen.
Validierung und Tests
Vor dem Versenden Ihrer E-Mails ist es entscheidend, ihre Barrierefreiheit zu testen. Tools wie Litmus und Email on Acid ermöglichen es Ihnen, die Anzeige Ihrer E-Mails auf verschiedenen Geräten und E-Mail-Clients zu simulieren und gleichzeitig ihre Konformität mit Barrierefreiheitsstandards zu überprüfen.
Die Erstellung von zugänglichen E-Mails ist nicht einfach eine gesetzliche Verpflichtung oder ein Trend; es ist ein Engagement für eine inklusive und respektvolle Kommunikation. Die Annahme von zugänglichen Codierungspraktiken erweitert nicht nur Ihr Publikum, sondern stärkt auch das Vertrauen und die Loyalität all Ihrer Abonnenten.